Literatur

Von Übergang zu Übergang

Cover-Ansicht vom Gedichtband "Von Übergang zu Übergang" von Thomas Bartsch

Leseprobe

Wandre aus
Und dabei ein
Sei blind und sieh
Dein fremdes Sein

Sprich still ein Wort
Das laut verstummt
Enttarn den Tag
Der sich vermummt

Träum dich hellwach
In Dunkelheit
Beschwör die Nacht
Die dich befreit

Kehr endlich heim
Vergiss dein Haus
Lass dich hinein

Und wandre aus!

Geest-Verlag 2021
ISBN 978-3-86685-814-5

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Gezeiten

Cover-Ansicht vom Gedichtband "Gezeiten" von Thomas Bartsch

Leseprobe

SURREAL

Worte zerstieben
Wie Funkenflug

Sinnentleert
Schwirren Gedanken

Bücher fliegen
In Schwärmen davon

Der Trotz letzter Verse
Verstummt

Computerstimmen
Verkünden jedoch

Das Glaubensbekenntnis
Ihrer Mission

ZERWÜRFNIS

Nun heißt es
Tapfer überstehn
Nach jenem Hieb
Und Stich

Was stehenbleibt
Das hat Bestand
Und zieht
Den Trennungsstrich

Nun heißt es
Auseinandergehn
Ein jeder geht
Für sich

So geht es
Dass es weitergeht
Für das gekränkte
Ich

Nun heißt‘s
Auf Nimmerwiedersehn
Mein Schweigen kennt
Nur mich

Doch zittert tief
Ein stummer Klang
Als Abschiedsgruß
An dich

GEZEITEN                          Für Ulrich

Allein steh ich
Am Schweigestrand
Zögernd weicht
Am Abend das Meer

Müde fällt
Die winkende Hand
Das Herz ist von
Erinn’rung schwer

Traurig wogt
Der Wellengesang
Abschied glüht
Und dunkelt von weit

Höher schwingt
Ein tieferer Klang
Jenseits deiner
Unserer Zeit

Geest-Verlag 2022
ISBN 978-3-86685-899-2

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Eben nur dort

Cover-Ansicht vom Gedichtband "Eben nur dort" von Thomas Bartsch

Leseprobe

Begegnung?

Wann war ich wie
Und wo mit dir
Warst du bei mir
War ich bei dir
War ich für dich
Warst du für mich
Kennst du dich denn
Und kenn ich mich
War unser Wir ein Wir?

Was war bloß los
Was war wofür
War’s nur ein Spiel
Mit Hintertür
Was war denn da
War denn da was?

Mir fällt nichts ein

Nur dies und das …

Geest-Verlag 2024
ISBN 978-3-86685-800-8

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Sisyphos oder Die Kunst der Wende

Cover-Ansicht von "Sisyphos oder Die Kunst der Wende" von Thomas Bartsch

Leseprobe

Auszüge

„Vor allem fasziniert mich das Bild des Sisyphos: sein Gefangensein, die Unausweichlichkeit der Wiederholung, die Unabänderlichkeit der äußeren Situation. Während Camus Sisyphos als einen Rebellen darstellt, der im Klima der Absurdität des Daseins gegen das Absurde ankämpft, sehe ich in ihm einen Menschen, der in einer Krise die Irrtümer seines Schein-Selbst überwinden lernt und durch Erfahrungsauswertung und Selbstreflexion zu seinem wahren Selbst findet.“

„Im Vergehen ist nicht nur das Stirb, sondern auch das Werde enthalten. Ein Leben ohne Vergänglichkeit ist undenkbar. Jeder Schritt, jede Erfahrung lässt etwas zurück, das später, in der Erinnerung, in das jeweils neu Entstehende substanziell mit einfließt und dadurch an einem fortwährenden Wachstum prägend teilhat ( …)

Die Aufbewahrung des in der Zeit Erfahrenen konstituiert die Eigentlichkeit des Selbstgefühls.

Erst in der Rückschau vermag sich das Selbst als historisch begründet und  kohärent zu erleben. Zugleich wurzelt in der Möglichkeit des Rückgriffs die Hoffnung. Es ist nichts verloren gegangen. Es entsteht keine innere Leere, kein Horror Vacui. Folgende Erkenntnis bzw. Erfahrungstatsache gewinnt Raum: Wie in der Gegenwart wird auch in der Zukunft das Aufbewahrte lebendig spürbar sein.“

Aus dem Kapitel „SISYPHOS – EIN ABSURDER REBELL?, S. 33 / S. 75

„Das ungezähmt und gierig in der Welt der Oberflächlichkeit konsumierende, raumgreifende und expandierende Größen-Selbst ist sicherlich kein selten auftretendes, jeweils nur individuelles Phänomen. Es manifestiert sich vielmehr als Problem in einer zunehmend narzisstischen Gesellschaft. Das Größen-Selbst bedient sich nicht allein in Konsumtempeln, sondern häufig auch in Machtpositionen der Politik und Wirtschaft. Ökonomismus und Technokratie, Wachstumswahn und Hyperdigitalisierung gehen sozusagen Hand in Hand. In dieser Welt blüht der Narzissmus auf; er feiert Triumphe, wird bejubelt und schamlos als Durchsetzungsstrategie propagiert. In solch einem System gelten Empathie, Rücksichtnahme und Bescheidenheit als Schwäche, die belächelt und ausgenutzt wird.“

Aus dem Kapitel „NARZISSMUS UND ANGST“, S. 100

Geest-Verlag 2021
ISBN 978-3-86685-814-5

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Zwei Klicks vom Nichts entfernt – Anthologie zum Rasenden Stillstand

Cover-Ansicht "Zwei Klicks vom Nichts entfernt"

Leseprobe

Aus der Einleitung von Frank Maria Fischer:

„Gedichte kommen wie aus dem Nichts und stellen dich unvermittelt in einen Sprachraum, in dem du dich einmal oder zweimal drehen kannst, und dann trittst du auch schon wieder heraus.

Du reibst dir die Augen und willst noch einmal in den Raum zurück, aber es gibt kein zweites Mal.

Das zweite Mal wird anders, vielleicht intensiver, aber anders, weil du die Worte schon erwartest, und du glaubst, sie zu kennen. Aber dann merkst du, dass sie sich in der Zwischenzeit verändert haben. Wie kann das sein? Doch nur, weil du dich selbst inzwischen verändert hast. Das ist das, was das Gedicht mit dir gemacht hat, sonst ist ja nichts passiert. Sekunden und Minuten sind vergangen, aber sie waren reine Gegenwart. Und du erkennst dich in den Worten wieder, ohne dich auf eine Identität festlegen zu müssen. Du bist kurz ein anderer, das andere bist du. Aber du bist es, wandelbar, unzerstörbar, unendlich reich und tief (…)

Ohne diese Fähigkeit der Vergegenwärtigung sind wir nichts, wir haben kein Bewusstsein, keinen Geist. Wenn wir das Bewusstsein dessen verlieren, was und wer wir sind, aus welchem Stoff der Zeit wir gewebt sind, dann verlieren wir uns selbst, weil wir nicht mehr sehen und hören können, wie wir mit der Wirklichkeit der anderen verbunden sind. Wir fangen an, uns für etwas zu halten, das wir nicht sind (…)

Bleiben wir stehen, lauschen und sehen wir. Nehmen wir wahr, wer neben uns steht und ebenfalls lauscht. Wer hätte gedacht, dass dies die höchste Form des Widerstands werden könnte? Wer hätte geahnt, dass wir mehr sehen können, wenn wir bleiben, wo wir sind?“

Zu diesem Buch

Sieben Lyrikerinnen und Lyriker des Geest-Verlags haben anlässlich der 75. Jahresausstellung des BBK Celle Gedichte und Kurzprosa zur Thematik „Rasender Stillstand“ verfasst.

Es sind –  wie der Titel „Zwei Klicks vom Nichts entfernt“ vermuten lässt – zeitkritische, melancholische, dystopische und mahnende Texte entstanden, die in dieser Anthologie versammelt sind.

Die beteiligten Autorinnen und Autoren haben eine Gruppe gebildet und weitere Projekte geplant.

Es handelt sich um:
Thomas Bartsch, Frank M. Fischer, Holger Küls, Hans-Hermann Mahnken, Artur Nickel, Sigune Schnabel, Rieke Siemon

Geest-Verlag 2024
ISBN 978-3-86685-982-1

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