Foto: Angela Linders, „Alte Töpferei“ Jeversen
Windgesang
Lyrik von Thomas Bartsch / Musik: Peter Missler
Wenn sich Musik zum gelesenen Wort gesellt, Klänge ein Gedicht beantworten, untermalen und hinüberführen zu einem weiteren Gedicht, wenn ein Dialog entsteht zwischen der bildhaften Sprache des Dichters und der empfangenden, mitschwingenden und Resonanz gebenden Seele eines Musikers, dann entsteht ein Kunstwerk von eigener Qualität und Substanz.
„Lies doch mal einen Text“, bat Peter Missler, Berufsmusiker und Multiinstrumentalist aus Celle, Thomas Bartsch, Lyriker aus Walsrode. Der Autor rezitierte eines seiner Gedichte, und spontan griff der Musiker zu seinem Saxofon und dialogisierte mit den gehörten Worten in einer Intensität und Einfühlsamkeit, dass schnell der Gedanke eines gemeinsamen Konzepts mit dem Titel „Windgesang“ geboren war.
Es folgten musikalische Lesungen an mehreren ausgesuchten Orten, unter anderem im „Eichenhof“ / Everinghausen (Petra Keller), Kulturbahnhof Neuenkirchen-Vörden e. V. und in der „Alten Töpferei“ / Jeversen (Angela Linders, Marianne Hau).
Thomas Bartsch: Rezitation, Ocean Drum, Sansula
Peter Missler: Saxofon, Blues Harp, Querflöte, Rahmentrommel, Tanpura, Obertongesang
Foto von Gudrun Fischer-Santelmann
Musikalische Lesungen mit Thomas Bartsch und Franz Gottwald
Thomas Bartsch, Lyriker aus Walsrode, und Franz Gottwald, Gitarrenvirtuose aus Rössing, fanden zueinander, um in einem kreativen Dialog zwischen Wortkunst und Saitenspiel zu einer Synthese zu gelangen, die in ihrer Einzigartigkeit einlädt und zugleich herausfordert.
Bisher entstanden die Programme:
„Wandre aus – und dabei ein“
„Eben nur dort“
Bartsch rezitiert eine Auswahl aus seinen Lyrikbänden, Gottwald interpretiert, untermalt und umrahmt die Gedichte mit seiner ausgereiften Gitarrenkunst.
Die leidenschaftliche und zugleich tiefgründige Metaphorik verbindet sich mit mediterran-lyrischen Klängen und unter die Haut gehenden Melodien, die zum Teil vom Flamenco geprägt sind.
Franz Gottwald trat in Funk und Fernsehen sowie in Konzerten im In- und Ausland auf. Er spielte mehrere CDs ein, u. a. mit „Duo Flamenco“. Gottwald erlernte das Gitarrenspiel nach Gitano-Art, „auf der Straße“. Später studierte er Musik / Gitarre an der Universität Hildesheim. Flamenco-Studienaufenthalte führten ihn nach Madrid, Jerez, Sevilla und Málaga. Er zählt heute zu den renommiertesten Flamenco-Gitarristen in Deutschland.
Kontakt:
https://www.flamenco-show.de
Intensives Erlebnis durch Poesie und Musik im Pavillon der Waldorfschule Benefeld
Am Sonntag, dem 9. Februar 2025, gastierten der Walsroder Lyriker und der Rössinger Gitarrist Franz Gottwald auf Einladung des Forums Bomlitz im Pavillon der Freien Waldorfschule Benefeld. Beide ein intensives dialogisches Miteinander von Wort und Ton. Thomas Bartsch bot eine Auswahl seiner in vielen Jahren entstandenen Gedichte, etliche davon im Geest-Verlag erschienen. Es handelt sich um äußerst genau ausformulierte Kondensate eines reflektierten Bewusstseins. Der Dichter, der hier spricht, findet eine eigene Sprache, ebenso abgeneigt abgelebter Romantik wie pseudoartistischer Modernität. Es geht um Innerlichkeit, aber stets in der Auseinandersetzung mit der Außenwelt, mag diese bisweilen disruptiv oder im besseren Fall als Idealbild erscheinen. Besonders anrührend sind die Gedichte, die unmittelbar ein Du adressieren.
Die Naturbilder sind stets auch Seelenbilder. Niemals wird die Innerlichkeit zurückgezogen ins isolierte Selbst. Das Individuum, welches Wort ja das Unteilbare meint, bewahrt stets seine Autonomie. Es verortet sich in seiner Umwelt und verzeitlicht sich (Sartre: temporaliser).
Ideal ist hier das Axiom Jean Pauls verwirklicht: „Nicht der äußere Mensch, aber der innere hat Spiegel nötig.“
Was Franz Gottwald mit seiner Gitarre beisteuert, ist mehr als beliebige Interpunktion, wie es leider bei ähnlichen Veranstaltungen oft zu hören ist. Sein flamencogesättigtes, von oft improvisatorischem Gestus getragenes Gitarrenspiel trägt das Gesprochene atmosphärisch weiter, kontrastiert es mitunter und gibt den Zuhörern Gelegenheit, die Gedichte aufzunehmen und in sich ruhen zu lassen.
Eine überaus gelungene Veranstaltung, die am Ende den verdienten Beifall bekam!
Andreas Oesterling, Walsrode